So, da bin ich jetzt angekommen, also zumindest körperlich … mit Überraschungsempfang am Flughafen.
Und bei Julchen gabs Fleischpflanzl! Mei! Danke Mädels!
Die Zeit verging ziemlich zäh, weil ich doch innerlich recht aufgewühlt war. Doch von Dubai nach München, war es sehr komfortabel. Hatte das Vergnügen, mitm A 380 zu fliegen. Wow, auch als technisch Unbegabte und mit Null-Ahnung, einfach nur wow. Das Fluggefühl ist ein völligst anderes als bei diesen Boing-Dingern. Der Flieger ist riesig, mehrstöckig. Zudem kam, dass wir einen Dreisitzer zu zweit hatten und das Filmangebot war auch noch mal besser (allerdings habe ich tatsächlich “nur” 4 Filme und eine Serie geschafft, dafür aber meine Majong-Künste perfektioniert und das neue Album von Beyoncé kenn ich jetzt auch in- und auswendig) … also dieser Teil vom Flug war sehr angenehm.
- A 380
- Landeanflug auf München
Im Laufe des Fluges habe ich das Personal beobachtet, und frage mich: a) Müssen eigentlich die Stewardessen einen Schönheitstest bei der Einstellung bestehen? b) Ist knallroter Lippenstift tragen Pflicht? c) Wieso wird das Personal nicht in authentisch Lächeln geschult, sondern nur in einem offensichtlich Aufgesetzten?
Habe ich nicht darüber nachgedacht, hatte ich die 30 Stunden Flug genutzt, um mir über die vergangene Zeit Gedanken zu machen und die letzten zwei Monate Revue passieren zu lassen. Es war eine Wahnsinns Zeit. Eigentlich ist es nicht in Worte zu fassen. So viel erlebt und so tolle Menschen getroffen. Überwältigt von allem – und Streckenweise auch mal überfordert, und doch alles geregelt.
Doch zunächst möchte ich noch von meinen letzten Stunden in Christchurch berichten. Mein Flieger ging ja erst 4:55 pm, so hatten Aitsch und ich noch ein wenig Zeit. Zudem übe ich mich, nicht mehr an Abreisetagen so unruhig zu werden. Gut, ich war schon weniger aufgeregt, als aufm Hinflug, dafür war mein Herz aber schwerer.
Aitsch und ich haben noch einen kleinen Walk von 2 Stunden zu den Bergen in der Nähe von Lyttleton gemacht. Waren – für unsere Verhältnisse – recht früh dran und so erlebten wir dann zur Mittagszeit, wie es noch mal ein richtig schöner warmer Tag werden sollte.
Und dann war es auch soweit: Das “see you” von Aitsch. Wirklich witzig, dafür, dass wir uns ja vorher gar nicht kannten, haben wir eine echt coole Verbindung zueinander aufgebaut und super harmonisiert. Danke Aitsch, für alles! Wenn ich dich nicht kennengelernt hätte, hätte ich wirklich was verpasst 😉
Und so bin ich mit einem beklemmenden Gefühl in den Flieger von Christchurch nach München gestiegen …
Zurück aber zum Nachgedenke (am Rande bemerkt, schreibe ich das gerade im Flieger und mit jedem km näher Richtung Heimat kann ich wieder klarer denken ;-)):
Ja also, der erste Monat liegt schon soweit zurück und jedes Erlebnis wurde von einem Frischeren und Neuerem überlagert. Wie soll man da Ordnung in die Gedanken bekommen?
Im Endeffekt muss ich aber sagen, dass ich für mich alles richtig gemacht habe. Der Start auf der Nordinsel, das Traveling allein und zum Schluss in Gesellschaft. Ich habe gerade viele Menschen kennengelernt, eben weil ich allein gereist bin. Einige davon haben Potenzial für längerfristige ähm Freundschaften oder so (nun muss ich echt anfangen zu skypen).
Und auch das Traveling by bus war eine Erfahrung. Wenn man vorher kein Organisationstalent war, danach ist man auf jeden Fall eins (jede Unorganisiertheit kostet ein (Lehr)Geld), oder man baut die Gabe des Improvisieren aus. 😉 An der Stelle passt auch Hannahs Anmerkung rein, die sie immer gern ins Gespräch gebracht hatte: We are traveling and not on vacation. Und es stimmt, Reisen kann wirklich stressig sein. Im Urlaub sein fühlt sich tatsächlich anders an (keine Sorge, erholt und tiefenentspannt bin ich trotzdem).
Vieles im Zwischenmenschlichen habe ich gelernt bzw. wurde ich bestätigt. Wir machen uns das Leben oftmals durch unsere Überkorrektheit so schwer. Uns kommt immer mehr die Leichtigkeit abhanden. Ich habe in NZ Deutsche in der Regel sofort daran erkannt, dass die streng gucken, nicht grüßen und es mit einem Lächeln auch nicht so genau nehmen und sich gern aufregen. So möchte ich nicht sein. Was ist denn schon gegen ein freundliches Gesicht und ein wenig Smalltalk zu sagen, wenn es doch das Leben und den Umgang miteinander einfach leichter macht? Das Gleiche gilt für die Hilfsbereitschaft. Hätte ich oftmals auf meinen Wegen nicht solche selbstlose Hilfsbereitschaft erfahren, wäre vieles um einiges schwieriger gewesen. Warum misstrauen wir nur so viel und rechnen Hilfestellungen mit anderen auf? Gastfreundschaft – nur für Menschen, die man kennt? Bei diesem Motto hätte ich nie Aitsch und FH kennen gelernt. Oder das Kennenlerngehabe von Männlein und Weiblein. Wieso machen wir uns das alle so schwer? Man muss doch niemanden imponieren. Wieso ist man nicht einfach, wie man ist, und entweder es passt, oder es passt eben nicht?
Ich habe mir ganz fest vorgenommen, dass ich zukünftig alles machen werde, um das Leben einfacher und lockerer zu gestalten. Das Leben ist viel zu aufregend, um es zu ernst und zu schwer zu nehmen. Hehe, allerdings gehört das Fluchen auch dazu, was wahrscheinlich meine größte Herausforderung sein wird. So ärgere ich mich nicht über den Typen vor mir im Flieger, dass er mir mit seinem nicht stillsitzen können ständig meine Getränke umhaut (im Endeffekt war er ja ganz nett) … nein, ich weise ihn freundlich darauf hin … 😉
Doch zurück zu Neuseeland an sich. Was habe ich nicht alles gesehen?! Doch wahrscheinlich, wenn ich mich mit Caravan-Reisende unterhalte, wird mir bewusst werden, dass ich bei Weitem nicht alles gesehen habe. Aber mei, mal Hand aufs Herz, wer kennt denn ganz Deutschland? Zudem kann ich noch sagen, die, die ich mit Caravan reisend getroffen habe, waren so im Freizeitstress, dass ich mich stellenweise gefragt habe, ob die ihren Urlaub überhaupt genießen können. Anyway … ich habe natürlich nicht alles sehen können, dafür habe ich das, was ich gesehen habe, genossen. Und was mir besser gefallen hat, die Nord oder die Südinsel, kann ich gar nicht sagen, weil diese Inseln nicht wirklich vergleichbar sind. Die Natur ist überall bezaubernd und die Menschen haben alle ihre eigene Liebenswürdigkeit (wobei Hannah und ich festgehalten haben, dass die Südländer der Südinsel eine wenig eigenartig sind).
Auch die Neuseeländische Kultur und Geschichte ist einzigartig. Man hört schon noch von Diskriminierung der Maoris und gesellschaftlichen Diskrepanzen und Alkohol- und sonstiger Drogenmissbrauch. Es ist nun mal eine “europäische” Gesellschaft. Dennoch ist die Antwort der Kiwis auf die Frage, ob sie ein “real Kiwi” sind, voller Stolz und Klarheit eindeutig. Es ist eine Gesellschaft, die zusammengewachsen ist und sich mehr und mehr (zusammen)findet. Ein langer Prozess, doch ich denke, dass wir uns da noch so einiges abgucken können.
Eins muss ich aber noch sagen, es ist ars…teuer in NZ. Ich dachte, wenn man Münchner Verhältnisse kennt, dürfte man nicht mehr geschockt sein. Nee. Man kann hier tatsächlich nur sparen, wenn man perfekt organisiert und bereit ist, mit seinen Ansprüchen runter zugehen.
Ich habe hier auch viele Dinge getan, die ich noch nie in meinem Leben getan habe. Es geht los bei das erste Mal Internetcafe, Wäsche im Waschsalon waschen, mit Deutschen Englisch reden bis hin zum Helikopterflug. So viel erlebt und erfahren – über mich und auch über andere.
Zwei Monate Neuseeland bedeutet für mich nicht nur, ein wunderschönes Land mit seinen wunderbaren Menschen kennengelernt zu haben, es bedeutet für mich auch Freundschaften und Perspektivenwechsel. Ich bin gereist wie ein Backpacker, bin aber keiner und hoffe, dass ich zukünftig auf diese Erfahrung (zumindest für längere Reisezeiten) verzichten kann. Dennoch fühle ich mich angekommen und freue mich aber genauso auf mein zu Hause, weil mir bewusst ist, dass ich gar keinen Grund zum Meckern habe. I’m a lucky girl, auch wenn’s mal nicht so gut läuft. J
Und bevor ich zu meinen Abschlussworten komme, möchte ich mich ganz herzlich bei meiner Leserschaft bedanken. Ich bin so gerührt; viele von Euch haben meine Empfindungen und Erlebnisse mit mir geteilt. Und wenn ich mal einen Durchhängetag hatte, kam so viel Zuspruch von euch. Vielen Dank, dass ihr mich auf meiner Reise begleitet habt.
An alle, die mit mir schon gereist sind: Bitte nehmt es nicht persönlich, aber DAS war der Trip meines Lebens! Neuseeland, Ich werde auf jeden Fall wiederkommen! See you!